Das Tor der höchsten Wirklichkeit ist frei von dualistischer Erkenntnis. In der Selbstverwirklichung gibt es keine Zeit; sie geht über alle Bereiche, die zu den verschiedenen Stufen gehören, hinaus.
Lankavatara Sutra
Blumen blühen im Feuer / Blüten öffnen sich von alleine / Blütenblätter fallen / Früchte erscheinen / Früchte fallen / ins Bodenlose
Hogen Shuei

Es gibt einen leichten Weg, Buddha zu werden:
Nichts Böses wirken, an Leben und Tod nicht haften.
Mit allen Lebewesen tiefes Mitleid hegen,
das Oben ehren, mit dem Unten Erbarmen haben,
nichts hassen,
nichts verlangen,
nichts im Herzen bedenken,
um nichts Leid tragen –
Dies nenne ich Buddha.
Suche sonst nichts.
Auf Blatt und Gräsern,
harrend der Morgensonne,
rasch der Tau hinschmilzt.
Eile nicht so, du Herbstwind,
der auf dem Feld sich erhebt.
Wem vergleiche ich wohl
Welt und des Menschen Leben?
Dem Mondesschatten,
wenn er im Tautropfen berührt
des Wasservogels Schnabel.
Dógen
heute kein Zazenkai - doch eigentlich endet ein Sesshin nie.
Hôgen Shuei
Glaube nicht an die Macht von Traditionen, auch wenn sie über viele Generationen hinweg und an vielen Orten in Ehren gehalten wurden. Glaube an nichts, nur weil viele Leute davon sprechen. Glaube nicht an die Weisheiten alter Zeit. Glaube nicht, dass deine eigenen Vorstellungen dir von einem Gott eingegeben wurden. Glaube nichts, was nur auf der Autorität deiner Lehrer oder Priester basiert. Glaube das, was du durch Nachforschungen selbst geprüft und für richtig befunden hast und was gut ist für dich und für andere.
Gautama Buddha aus der Kalama Sutta
Wer an einem stillen Orte wohnt und sich mit wenigen Dingen begnügt, der hört
darin die Weisheit des „Kleinen-Fahrzeugs“. Wer mit großem und weitem Geist die
Tugend-Schatzkammer gewinnt und mit vielen Buddhas vertraut ist, der hört darin
die Lehre des „Größen-Fahrzeugs“. In einer Welt wohnend, hört man darin die Lehre
von einem „Fahrzeug“, oder von zwei, oder drei, oder vier, oder fünf, u.s.w. bis zu
unermeßlichen „Fahrzeugen“.
Das Wissen und die Werke haben verschiedene Arten, aber die Erlösung ist
immer dieselbe, wie der eine und derselbe Raum der Leere. Die wunderbare Stimme
Buddhas ist ebenso immer dieselbe, aber sie wird je nach den Kräften der Hörenden
auf verschiedene Weise gehört. Die wunderbare Stimme Buddhas ist die Folge seiner
vergangenen Tugend-Werke. Buddha hat keine Neigung zu diesem oder zu jenem,
und doch kann er sowohl diesem als auch zu jenem mit einem Worte antworten.
Das Kegon Sutra
Das Buch vom Eintreten in den Kosmos der Wahrheit
Das Leben kann damit verglichen werden, daß zum Beispiel ein Mensch in ein Boot steigt: in diesen Boot setzte ich den Mast, ich führe das Ruder und ich bediene die Segel. Ich werde von dem Boot getragen, und es gibt (eigentlich) kein Ich abgesehen von (meinem Handeln mit) dem Boot. Durch mein Handeln mit dem Boot wird dieses Boot erst zu einem (wirklichen) Boot. Laßt uns nun diese Augenblicke (des Handelns) erfahren und genau erforschen. In diesen Augenblicken gibt es nämlich nur die Welt des Bootes. Der Himmel, das Wasser und die Küste kommen zusammen und werden zu diesen Augenblicken im Boot, die sich vollständig von anderen Augenblicken unterscheiden, in denen das Boot kein (wirkliches) Boot ist. Deshalb ist das Leben das, was ich mit dem Leben mache, und ich bin das, was das Leben mit mir macht. Während ich in dem Boot bin, sind mein Körper und Geist, die Umstände und ich das Wesentliche dieser Augenblicke im Boot, und die Erde und der ganze Raum sind das Wesentliche dieser Augenblicke im Boot. Dies ist so, weil ich das Leben bin und das Leben ich ist.
Meister Dôgen, Shôbôgenzô, Kap. 41 Zenki, Heidelberg 2003
Das Leben ist die Verwirklichung der Dynamik des ganzen Universums, und der Tod ist die Verwirklichung der Dynamik des ganzen Universums
Engo Bukka Zenji goroku, Kap. 17
Es wird gegessen was auf den Tisch kommt.
oder
Wir sind alle hier um unsere Suppe auszulöffeln.
oder
Unzählig sind die Tore der Wahrheit,
ich gelobe,
sie alle zu durchschreiten.
Hogen Shuei
四諦 Shitai Die vier edlen Wahrheiten
道諦, dōtai:
Der Weg zur Befreiung vom Leiden.
Der achtfache Pfad 八正道
jap.: hasshōdō skr.: āryāşţāńgika-mārga
正見, shōken: Rechte Ansicht, 正思惟, shōshiyui: Rechter Entschluss,
正語, shōgo: Rechte Rede, 正業, shōgyō: Rechtes Handeln,
正命, shōmyō: Rechte Lebensführung, 正精進, shōshōjin: Rechte Anstrengung,
正念, shōnen: Rechtes Denken, 正定, shōjō: Rechte Meditation.
|
"Zazenkai - Texte"
Teisho / Kusen - Hôgen Shuei 14.04.2006
Schweigen ist nicht einfach gleich nicht sprechen.
Wenn ich während einem Sesshin wünsche, dass nicht gesprochen wird, geht es mir nicht um den Wunsch nach Ruhe. Es geht lediglich darum, dass wir üben von unseren Gewohnheiten zu lassen.
In Abhängigkeit von Gewohnheit entsteht Selbstsucht. Die Sucht nach einem eigenständigen, autarken, individuellem Selbst. In Abhängigkeit von Selbstsucht entsteht Fürsorge/Selbstverteidigung. In Abhängigkeit davon wiederum Streit, Hass, Krieg und Verleumdung. In Abhängigkeit von Liebem entsteht Streit, das sagte schon Shakyamuni Buddha.
Manche lieben das „Nicht-Reden“ und sind bereit, deswegen aus ihrem Herzen eine Mördergrube zu machen.
Sosan meinte: “Irrtum erzeugt Ruhe und Chaos - Shinjinmei - Erwachen ist ohne Zuneigung und Abneigung“. Das Sesshin hat kein Ende. Schweigen ist mehr als nicht sprechen. Es gibt keinen Ort wo man das Haupt hinlegen könnte. Den Geist erwachen lassen. Nirgendwo wohnen - Hauslosigkeit heisst nichts anderes, als bereit zu sein seine Gewohnheiten aufzugeben.
Wir müssen lernen das Ungewohnte zum Gewohnten zu machen und das Gewohnte zum Ungewohnten. Sind wir für uns selbst ungewöhnlich, dann leben wir in der Hauslosigkeit.
Der einzige Ort wo es sich wohnen lässt ist der Nicht-Ort (U-Topia). Wir sind nichts anderes als diese Utopia. Immer nur hier und jetzt, bereit alle torlosen Tore zur Wahrheit zu durchschreiten.
Schweigen ist ein anderes Wort für Nirvana.

Wie man übt und Erleuchtung erlangt
Was die Ursachen und Bedingungen dieser großen Angelegenheit betrifft, so ist so ist sie eigentlich in
jedem vorhanden; sie ist bereits vollständig in dir, ohne Mangel. Die Schwierigkeit ist, dass seit anfangslosen
Zeiten Samen der Leidenschaft, täuschendes Denken, emotional bestimmte Begrifflichkeit
und tief verwurzelte angewöhnte Neigungen dieses wunderbare Leuchten verdunkelt haben. Du
kannst es nicht tatsächlich erfassen, weil du in täuschenden Gedanken über Körper, Geist und die
Welt gefangen bist; analysierend und grübelnd. Aus diesem Grund wanderst du durch den Kreislauf
von Geburt und Tod. Alle Erwachten und alten Meister sind jedoch in der Welt erschienen und haben
zahllose Worte und förderliche Mittel gebraucht, um Ch’an zu erklären und die Lehre zu verdeutlichen.
Indem sie auf verschiedene Ausgangspositionen eingehen, sind alle diese förderlichen
Mittel wie Werkzeuge, um unseren Geist des Anhaftens zu zerschlagen und die Erkenntnis hervorzubringen,
dass die Dinge oder das Ich keine wahre Substanz besitzen.
Was gemeinhin als Übung bekannt ist, heisst einfach, mit dem aktuellen Geisteszustand übereinzustimmen,
um die täuschenden Gedanken und die Spuren der Gewohnheits-Neigungen zu läutern und
loszulassen. Darauf deine Anstrengungen zu richten wird Übung genannt. Wenn innerhalb eines einzigen
Augenblicks die täuschenden Gedanken plötzlich enden, wirst du deinen eigenen Geist bis auf
den Grund wahrnehmen und erkennen, dass er gewaltig und offen ist, hell und leuchtend - in sich
vollkommen und vollständig.
Grundlagen der Übung und Erleuchtung für Anfänger
Han-shan Te-ching (1546-1623)

Majjhima Nikaya, Mittlere Sammlung
M. 10. (I,10) Satipatthāna Sutta, Die Pfeiler der Einsicht
Wie aber, ihr Mönche, wacht der Mönch bei den Geistobjekten in der Betrachtung der Geistobjekte? Da wacht, ihr Mönche, der Mönch bei den Geistobjekten über das Erscheinen der fünf Hemmungen.Wie aber, ihr Mönche, wacht der Mönch bei den Geistobjekten über das Erscheinen der fünf Hemmungen?
-
Da merkt, ihr Mönche, der Mönch wenn Sinnenlust (kāma-cchanda) in ihm ist 'In mir ist Sinnenlust', merkt wenn kein Sinnenlust in ihm ist 'In mir ist kein Sinnenlust'. Er merkt es wenn Sinnenlust sich eben erst entwickelt, merkt es wenn die deutlich gewordene Sinnenlust aufgehoben wird, und merkt es wenn die aufgehobene Sinnenlust künftig nicht mehr erscheint.
-
Er merkt wenn Übelwollen (vyāpāda) in ihm ist 'In mir ist Übelwollen', merkt wenn kein Übelwollen in ihm ist 'In mir ist kein Übelwollen'. Er merkt es wenn Übelwollen sich eben erst entwickelt, merkt es wenn der deutlich gewordene Übelwollen aufgehoben wird, und merkt es wenn der aufgehobene Übelwollen künftig nicht mehr erscheint.
-
Er merkt wenn Stumpfheit und Mattheit (thīna-middha) in ihm ist 'In mir ist Stumpfheit und Mattheit', merkt wenn keine Stumpfheit und Mattheit in ihm ist 'In mir ist keine Stumpfheit und Mattheit'. Er merkt es wenn Stumpfheit und Mattheit sich eben erst entwickelt, merkt es wenn die deutlich gewordene Stumpfheit und Mattheit aufgehoben wird, und merkt es wenn die aufgehobene Stumpfheit und Mattheit künftig nicht mehr erscheint.
-
Er merkt wenn Aufgeregtheit und Gewissensunruhe (uddhaccha-kukkuccha) in ihm ist 'In mir ist Aufgeregtheit und Gewissensunruhe', merkt wenn keine Aufgeregtheit und Gewissensunruhe in ihm ist 'In mir ist keine Aufgeregtheit und Gewissensunruhe'. Er merkt es wenn Aufgeregtheit und Gewissensunruhe sich eben erst entwickelt, merkt es wenn die deutlich gewordene Aufgeregtheit und Gewissensunruhe aufgehoben wird, und merkt es wenn die aufgehobene Aufgeregtheit und Gewissensunruhe künftig nicht mehr erscheint.
-
Er merkt wenn skeptischer Zweifel (vicikicchā) in ihm ist 'In mir ist skeptischer Zweifel', merkt wenn kein skeptischer Zweifel in ihm ist 'In mir ist kein skeptischer Zweifel'. Er merkt es wenn skeptischer Zweifel sich eben erst entwickelt, merkt es wenn der deutlich gewordene skeptische Zweifel aufgehoben wird, und merkt es wenn der aufgehobene skeptische Zweifel künftig nicht mehr erscheint.

Alle Lebewesen sind von Natur Buddha,
so wie Eis von Natur Wasser ist.
Getrennt von Wasser ist kein Eis,
getrennt von Wesen ist kein Buddha.
Sie wissen nicht, wie nahe Er ist,
vergeblich suchen sie in der Ferne!
Wie jemand inmitten von Wasser durstig schreit;
Wie ein Kind aus wohlhabendem Hause unter Armen wandelt.
Verloren auf den dunklen Wegen der Unwissenheit
Wandern sie durch die sechs Welten,
von dunklem Pfad zu dunklem Pfad –
wann endlich werden sie frei sein von Geburt und Tod?
Das Zazen im Mháyána kann mit Worten nicht gepriesen werden.
Geben, Tugend, die anderen Vollkommenheiten,
Anrufung des Buddha, Reue und Übung,
die unendlich vielen guten Taten –
sie alle gründen im Zazen.
Wer Zazen nur einmal übt,
wischt hinweg Übles von Anfang an.
Wo sind dann all die dunklen Wege?
Das Reine Land selbst ist nah.
Wer diese Wahrheit auch nur einmal hört
Und ihr dankbaren Herzens lauscht,
sie hochschätzt und zutiefst verehrt,
empfängt den Segen grenzenlos.
Mehr noch die, die umkehren, eintreten
und die eigene wahre Natur bezeugen:
Selbst-Natur, die Nicht-Natur ist.
Sie haben alle bloßen Worte überwunden.
Das Tor der Einheit von Ursache und Wirkung öffnet sich,
der Pfad der Nicht-Zweiheit und Nicht-Dreiheit liegt offen.
Formlose Form wird zu Form.
Gehend und zurückkehrend nirgendwohin gehen,
das Denken des Nicht-Denkens zum Denken machend,
wird Gesang und Tanz sogar zur Stimme des Dharma.
Wie endlos und frei ist der Samádhi-Himmel!
Wie klar ist der Vollmond der Weisheit!
Wahrhaftig, was fehlt nun noch?
Nirvána ist hier, vor unseren Augen.
Dieser Ort ist das Lotos-Land.
Dieser Körper ist der Buddha-Körper.
Hakuin, Lied des Zazen, zazen wasan

VIII. Pataligama, Udána
8.1
Es gibt ein Reich, wo die vier Elemente,
Aus denen sich die Welt aufbaut, nicht sind.
Es ist nicht das der Raumunendlichkeit,
Nicht das, wo Wahrnehmung unendlich ist,
Nicht das des Nichts und nicht das Grenzgebiet,
Wo Wahrnehmung nicht ist und doch nicht fehlt.
Es ist nicht diese Welt und keine andre.
Dort gibt es keine Sonne, keinen Mond.
Das nenn' ich, Kommen nicht noch Gehen
Noch Stehenbleiben, auch nicht Untergehen
Und Neuerscheinen; es ist ohne Stütze,
Auch ohne Wandlung, ohne Gegenstände,
Und alles Leiden findet dort sein Ende.
8.2
Schwer ist die Nicht-Ich-Lehre zu verstehen;
Die Wahrheit wird ja niemals gern gesehen.
Nur wer sie kennt, der wird vom Drang befreit
Und er durchschaut der Dinge Nichtigkeit.
8.3
Es gibt, ein Nichtgeborenes, Nichtgewordenes,
Nichtgeschaffenes, Nichtaufgebautes.
Wenn es, dieses Nichtgeborene, Nichtgewordene,
Nichtgeschaffene, Nichtaufgebaute nicht gäbe,
Dann wäre ein Ausweg aus dem Geborenen, Gewordenen,
Geschaffenen, Aufgebauten nicht zu erkennen.
Da es aber, das Nichtgeborene, Nichtgewordene,
Nichtgeschaffene, Nichtaufgebaute gibt,
Darum ist ein Ausweg aus dem Geborenen, Gewordenen,
Geschaffenen, Aufgebauten zu erkennen.
8.4
Wer an etwas hängt, hat Unruhe;
Wer an nichts hängt, hat keine Unruhe.
Wo keine Unruhe ist, da ist Ruhe;
Wo Ruhe ist, da ist keine Sinneslust;
Wo keine Sinneslust ist, da ist kein Kommen und Gehen
Wo kein Kommen und Gehen ist,
Da ist kein Vergehen und Entstehen;
Wo kein Vergehen und Entstehen ist,
Da ist weder diese noch jene Welt,
Noch was zwischen beiden liegt. Dies ist des Leidens Ende.

In Zazen zu sitzen bedeutet nicht, Zen-Konzentration zu erlernen. Es ist einzig das Dharma-Tor des Friedens und der Freude. Es ist die Praxis und Erfahrung, in der das Erwachen vollkommen verwirklicht wird. Die kosmische Ordnung verwirklicht sich beim Zazen unmittelbar, ohne das geringste Hindernis und ohne die geringste Einschränkung.Wenn ihr dies wirklich erfasst, werdet ihr wie die Drachen in ihrem Gewässer und wie die Tiger auf ihrem Berg sein. Ihr müsst vor allem wissen, dass Unklarheit und Zerstreuung sofort verschwinden, wenn sich die wahre Wirklichkeit auf natürliche Weise vor euch offenbart.Deshalb bitte ich euch, edle Gefährten, die ihr die Wahrheit durch die Erfahrung erforscht: Erschreckt nicht vor dem wahren Drachen, weil ihr euch an seine Abbilder gewöhnt habt. Richtet eure Anstrengungen auf den Weg, der direkt zugänglich und unkompliziert ist. Verehrt die Menschen, die aufgehört haben zu studieren und nichts mehr suchen.
FUKANZAZENGI Eihei Dôgen

Die ganze Wirklichkeit geht weit über den Staub und Schmutz der Welt hinaus. Wer könnte an ein Mittel glauben, sie zu reinigen?
FUKANZAZENGI Eihei Dôgen
Mit dem Geist
den Geist anzuwenden -
ist das nicht
ein großer Fehler?
SHINSHIN MEI
Kanchi Sôsan

Form unterscheidet sich nicht von Leerheit und Leerheit unterscheidet sich nicht von Form. Also ist Form Leerheit und Leerheit ist Form.
Herzsutra
Das „Entstehen in gegenseitiger Abhängigkeit“ (pratitiyasamutpada, Pali paticcasamuppada) ist die Lehre von der organischen Verbundenheit aller Erscheinungen. Es handelt sich um eine dynamische Kausalität, nicht um eine einlinig-statische. Alles ist Wechselwirkung. Alles steht mit allem in Verbindung, und deshalb ist alles Ursache für bestimmte Wirkungen, die wiederum zur Ursache aller Erscheinungen werden. Jedes Glied in der Kette des Entstehens enthält alles anderen und trägt deshalb alle Möglichkeit und Wirklichkeit in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft in sich.<
Vgl.z.B. MN 38, 17; MN 38, 20; MN 115,11, ausführlicher in MN 9, 21 – 66, bezogen auf das Leben eines Individuums in MN 38,26 – 40, in komprimierter Version MN 1, 171; MN 11, 16 und MN 75, 24f ( MN: Majjhima Nikaya, Palikanon mittlere Sammlung )
Michael von Brück, „Einführung in den Buddhismus“, Frankfurt a.M., 2007, Seite 133.

Die Wirkung des Zen
Es gibt Menschen, die sagen, sie glauben an den Buddhismus oder an Zen und haben viele Jahre geübt, doch keinerlei Wirkung erzielt. Die Frage ist: Welche Wirkung erwarten sie denn?
Manche Menschen wollen berühmt sein oder etwas für sich gewinnen. Manche beten zu Buddhas oder Geistern, um Unglück abzuwenden oder das Schicksal gnädig zustimmen. Manche wollen sich Wissen aneignen, manche esoterische Praktiken vollziehen und übernatürliche Kräfte gewinnen. Manche üben Künste und Fertigkeiten, um andere zu übertreffen. Manche praktizieren das Heilen, um Krankheiten auszumerzen. Bei all diesen Dingen mag man von Wirkung reden, doch im Zen sieht das anders aus.
Es heißt: „Dies ist jedem innewohnend, im Gewöhnlichen nicht weniger als im Weisen. Es ist vollständig wie das Universum und ohne Mangel oder Überfluß.“
Wenn man jedoch Wirkung von der Übung des Buddhismus erwartet, wäre das wie Überfluß im Universum. Beides geht fehl.
Die dümmsten Narren sind jedoch die, die fürchten, keine Erleuchtung zu erfahren, selbst wenn sie Buddhismus praktizieren, und darum aufgeben, bevor sie richtig angefangen haben. Wer eine Erfolgsgarantie haben will, bevor er eine Anstrengung unternommen hat, wird es weder im Buddhismus noch anderswo weit bringen.
Einst sagte ein Zen-Meister, Die Zen-Meditation sei zwecklos, wenn die Geisteshaltung nicht klar sei. Das soll denen eine Warnung sein, die im Nebel der Unwissenheit sitzen und dies Zen-Meditation nennen.
Einige glauben, Neulinge im Zen sollten gar nicht meditieren, sondern Sûtras rezitieren, weil das leichter und der Verwirklichung zuträglicher sei. Die Schriften sagen jedoch: „Wenn die Geisteshaltung nicht stimmt, sind alle Übungen vergeblich.“
„ Der Geist selbst verwirklicht den Geist, der Geist selbst erweckt den Geist“
Musô Soseki, Gespräche im Traum
Huilang sucht nach der Einsicht Buddhas
Huilang aus Tanzhou kam zum ersten Mal zu Mazu. Mazu fragte: Was suchst du hier?. Er antwortete: Ich suche nach der Einsicht Buddhas. Mazu antwortete: Buddha hatte keine Einsicht. Verstehen und Einsehen sind böse Geister. Wo kommst du her?. Er antwortete: Ich komme aus Nanyue. Mazu sagte: Du kommst also aus Nanyue. Kennst du noch nicht den Kern der Lehre von Caoxi? Gehe schnell dorthin zurück, es macht keinen Sinn, woandershin zu gehen.
Mazu Daoyi, Dazhu Huihai, Grundlegende Reden und Aufzeichnungen des Chan-Buddhismus, Berlin 2011, S.43
Ihr Mönche, sucht nicht nach Worten und jagt nicht Erklärungen nach! Gehen, Stehen, Sitzen und Liegen, alle Verrichtungen des Alltags sind Wirkung eurer (eigenen) Natur. Wo seid ihr denn nicht im Einklang mit dem Weg? So hört mal auf (mit euerem Streben) und gönnt euch etwas Ruhe. Solange sie nicht von den Winden äußerer Einflüsse aufgestört werden, sind Bewußtsein und die (eigene) Natur ruhig wie unbewegtes Wasser. Alles Gute, auf Wiedersehen.
Dazhu Huihai
Mazu Daoyi, Dazhu Huihai, Grundlegende Reden und Aufzeichnungen des Chan-Buddhismus, Berlin 2011, S.86 |
Sprachlos.
Ohnmächtig
Erschüttert.
Der volle Mond am Himmel
- in der Nacht.
Heute strahlendes, sonniges
Frühlingswetter.
Vögel zwitschern.
Ende des zweiten Weltkrieges wurde Sendai
bombardiert. Menschen starben. Häuser wurden
auseinandergerissen. Auch der Tempel von meinem
Meister Nishiyama Roshi lag in Schutt und
Asche.
In den letzten Jahren konnte der Tempel und mit
ihm auch Sendai, wieder aufgebaut werden. Dies
konnte nur dank den grossen Anstrengungen der
Menschen und Glück verwirklicht werden.
Heute sieht es in Sendai wieder ähnlich
aus, wie kurz nach dem Krieg. Menschen starben.
Durch das Seebeben und die Tsunami wurde ein grosser
Teil der Präfektur Miyagi eingeebnet. Einmal mehr
wird den Menschen grosse Kraft abverlangt. Viele haben
die Kraft zum Aufstehen und Weitergehen erhalten.
Diese Kraft wünsche ich allen.
Nishiyama Roshi und seine Familie sind wohlauf.
Daimanji steht noch immer. Nur kleinere Schäden
sind entstanden. Noch ist unklar, wie heftig die
nukleare Verseuchung Sendai und damit die ganze
Region treffen wird.
Es gibt Menschen, die die Kraft haben, sich dem Unaus-
weichlichen zu stellen. Einen anderen Weg, als sich dem
Unausweichlichen zu stellen gibt es nicht.
Unsere widersprüchliche Natur zu leben, ist der Weg.
schweigen,
sprechen,
sprechen, schweigen,
schweigen, weinen,
zürnen, schreien, erschlaffen,
schweigen.......
Sprachlos.
Ohnmächtig.
Erschüttert.
Ergeben.
Hogen Shuei Diethelm, 20.März 2011
Loslassen ist
Natürlichkeit,
Soheit ist
ohne Gehen und Bleiben.
Sich dem eigenen Wesen anzuvertrauen,
ist Vereinigung mit dem Weg,
und die Sorgen werden zunichte,
als schlenderte man unbekümmert einher.
SHINSHIN MEI, Kanchi Sôsan
Wenn ihr dann still und unbeweglich sitzt, „denkt aus dem Grund des Nicht-Denkens“. „Wie kann man aus dem Grund des Nicht-Denkens denken?“ „Es ist nicht wie das gewöhnliche Denken“ Dies ist die wesentliche Kunst des Zazen. In Zazen zu sitzen bedeutet nicht, Zen-Konzentration zu erlernen. Es ist einzig das Dharma-Tor des Friedens und der Freude.
FUKANZAZENGI, Eihei Dôgen
Zen studieren bedeutet,
sich selbst studieren.
Sich selbst studieren bedeutet,
sich selbst vergessen.
Sich selbst vergessen bedeutet,
in Harmonie zu sein mit allem, was uns umgibt.
Dôgen, Shobogenzo, Genjo koan
|
Es scheint, daß das Leben
Dergestalt ist, daß niemand
Es alleine vollenden kann.
Genauso wenig, wie es
Den Blumen genügt
Stempel und Staubbeutel zu haben
Müssen ein Insekt oder eine Brise
Den Staubbeutel zum Stempel führen.
Das Leben hat eine eigene Abwesenheit,
Die nur der Andere erfüllen kann.
Die Welt erscheint
Wie die Summe der Anderen
Und doch
Wissen wir und erfahren wir nicht,
Daß wir einander erfüllen.
Verstreut leben wir unser Leben
In perfekter Ignoranz des Anderen.
Bisweilen erlauben wir uns, die Gegenwart
Des Anderen unangenehm zu finden.
Wie kommt es,
Daß die Welt
Sich so lose zusammenhält?
Eine Stechmücke
In Licht gebadet
Fliegt an eine Blüte.
Vielleicht war auch ich
Jemandes Stechmücke
Vielleicht warst auch du
Eines Tages meine Brise.
Yoshino Hiroshi (16.01.1926)
Das Selbst geht nicht vom eigenen Selbst weg – das Selbst verlässt nicht das Hier und Jetzt, sondern kehrt sich von Grund auf um…
„Hier bleibend, vom Hier freiwerden, Hier bleibend, das Hier abstreifen“.
Shinchi Hisamatsu, Philosophie des Erwachens, Satori und Atheismus, Zürich 1990, S. 73
Weshalb solltet ihr euren Sitz im eigenen Haus ablehnen, um ziellos in den staubigen Gegenden fremder Länder umherzuirren? Wenn ihr einen einzigen falschen Schritt tut, geht der jetzige Augenblick an euch vorbei. Habt ihr nicht euren menschlichen Körper als das wesentliche Werkzeug empfangen? Verschwendet nicht eure Zeit! Bewahrt und behütet den Kern der Buddha-Wahrheit. Wer wollte da flüchtige Freuden geniessen, die wie Funken vom Feuerstein springen? Nicht nur das, euer Körper ist wie ein Tautropfen auf einem Grashalm. Das Leben gleicht einem aufblitzenden Lichtstrahl. Plötzlich ist es verschwunden und verloren in einem Augenblick.
FUKANZAZENGI, Eihei Dôgen
Allgemeine Richtlinien für Zazen
Gespräch mit dem Yogacacra-Meister Daoguang
Der Sutra-Prediger Daoguang, ein Anhänger der Yogacacra-Schule, fragt: Verehrter Meister, welchen Geist gebrauchen Sie, um den Weg der spirituellen Übung zu gehen?. -
Der Meister antwortete: Ich habe keinen Geist, den ich gebrauchen könnte, keinen Weg der Übung, den ich gehen könnte. -
Wenn Sie keinen Geist haben, den Sie gebrauchen könnten, keinen Weg der Übung, den Sie gehen könnten, wie kommt es dann, daß sich hier täglich eine große Menschenmenge versammelt, die Sie alle in der Chan-Übung unterweisen?. -
Der Meister sprach: Ich habe hier nicht einmal Platz genug, um ein Loch zu bohren, wo könnten sich da Menschenmengen versammeln? Ich habe noch nicht einmal eine Zunge, wie könnte ich da Menschen unterweisen?. -
Verehrter Meister, Sie lügen. -
Der Meister: Ich habe keine Zunge, um Menschen zu unterweisen, wie könnte ich da lügen?.-
Ich verstehe überhaupt nicht, was Sie sagen!. -
Der Meister: Ich verstehe es selbst auch nicht.
Dazu Huihai
Mazu Daoyi, Dazhu Huihai, Grundlegende Reden und Aufzeichnungen des Chan-Buddhismus, Berlin 2011, S. 62
zurück zu DHARMA
|